Arnold Schönberg. Dear Miss Silvers
Originaltonaufnahmen 1931 – 1951
Herausgegeben von Klaus Sander unter Mitarbeit von Eike Fess und Therese Muxeneder
60p. (Booklet), 2007, deutsch / english, 2x Audio-CD (ca. 156') + Booklet
Aus diesen harschen Worten Arnold Schönbergs gegen die aufkommenden Massenmedien spricht gleichermaßen die Gewissheit des Visionärs wie die Selbstverteidigung des durch zahlreiche Anfeindungen gegen seine Musik und Person Verletzten. Dennoch kommt er rückblickend zu einem verblüffenden Resümee seines künstlerischen Lebensweges: »Bitte halten Sie es nicht für falsche Bescheidenheit, wenn ich sage: Es mag ein Werk sein, aber der Dank dafür gebührt nicht mir. Der Dank gebührt meinen Gegnern. Sie waren es, die mir am meisten geholfen haben.«
Nur wenige Originaltonaufnahmen sind von Arnold Schönberg erhalten. Es macht den besonderen Charme dieser Sammlung aus, dass nicht nur öffentliche Reden, Radiovorträge, Interviews und sogar ein Probenmitschnitt Eingang gefunden haben, sondern auch private Aufnahmen wie Briefdiktate und satirische Geschichten, die er seinen Kindern erzählte. Möglich war dies, da Schönberg zu seinem 72. Geburtstag von seiner Schülerin Clara Silvers einen »Webster Wire Recorder« geschenkt bekam, den er vor allem als Diktiergerät benutzte und von dem noch einige Drahtspulen existieren. So begegnen wir in »Dear Miss Silvers« einem humorvollen Vater, anteilnehmenden Freund, überzeugenden Lehrer, einem der letzten Zeugen einer untergegangenen Epoche und einer der einflussreichsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.
»O-Töne eines Zwölftöners: Gleich der Anfang der ersten CD, ein "Test" benannter, 20 Sekunden langer Tonbandschnipsel, dokumentiert wunderbar beiläufig Schönbergs Denken. Aufgefordert "irgendetwas" zu sagen, eben als Aufnahmetest, antwortet der Komponist spontan: "Irgendetwas ist immer viel schwerer als etwas." In sieben Worten fasst er hier sein Credo zusammen: Gegen Beliebigkeit, als schlechte Freiheit des Irgendetwas ohne innere Notwendigkeit, hat er zeitlebens gekämpft. Seine Zwölftonmusik war auch der Versuch, dem Irgendetwas zu entkkommen und die Musik am Reich der Vernunft teilhaben zu lassen.« (Gerhard Uebele, Jüdische Allgemeine)
Hörbuch der Woche (Die Presse, 22. September 2007)
»Auf dieser wundervollen, mit ausführlichem Booklet ausgestatteten Doppel-CD ficht Schönberg wortreich für das Schwierige, den Hörer Herausfordernde und gibt mit aller Deutlichkeit zu verstehen, alles andere als leichten Ohrenschmaus liefern zu wollen. Sperrig ist sie bisweilen, die Schönbergsche Musik, aber beredt ihr Erfinder...« (Knut Cordsen, Bayern 2 Radio, Fünfzehn-Fünf)
Platz 2 der hr2-Hörbuchbestenliste (Oktober 2007)
»Wie messerscharf sein Verstand ist, wie angenehm seine altmodische Höflichkeit und wie einnehmend sein Dialekt, merkt man, sobald das Tonband in Schönbergs Exilhaus in Brentwood Park zu laufen beginnt. Dear Miss Silvers bietet einen profunden Einstieg in Schönbergs professionelle Werkstatt wie auch eine Einführung in seinen Witz...« (Mirko Weber, DIE ZEIT)
»Eine musikhistorische Entdeckung« (Cornelia Niedermeier, Der Standard)
»Dear Miss Silvers ergibt ein akustisches Puzzle, einen intensiven Eindruck des Komponisten.« (Tim Schomacker, konkret)
CD1
1 Test 0:20
2 Was aber sage ich? 1:36
3 Meine Bestimmung 1:54
4 Das Recht einer Minderheit 4:10
5 Über die "Variationen für Orchester op. 31" 7:16
6 Museum talk on painting 9:38
7 To the San Francisco roundtable of modern art 15:37
8 Boiling water speech 4:20
9 Tribute to George Gershwin 1:08
10 Probe "Kol Nidre op. 39" 3:41
11 Letter to Clara Silvers 2:06
12 Brief an Georg Schönberg 4:10
13 Brief an Oskar Adler 3:43
14 Brief an Josef Rufer 2:05
15 Patience Napoléon 10:48
16 Afrika 3:22
CD2
1-3 Seminar in Sound 31:29
4-6 My Evolution 47:03